In einer Feierstunde im Historischen Rathaus wurde am 30. Dezember 1991 Altbürgermeister Baptist Hempfling zum Ehrenbürger der Stadt Kronach ernannt. Dabei hielt ich folgende Festansprache: Artikel weiterlesen...
In einer Feierstunde im Historischen Rathaus wurde am 30. Dezember 1991 Altbürgermeister Baptist Hempfling zum Ehrenbürger der Stadt Kronach ernannt. Dabei hielt ich folgende Festansprache:
„ … Anrede …
Ich habe heute eine vornehme Pflicht zu erfüllen. Der Stadtrat Kronach hat in seiner Sitzung vom 25. November 1991 durch einstimmigen Beschluß Sie, hochverehrter Herr Altbürgermeister, zum Ehrenbürger der Stadt Kronach ernannt.
Ich habe heute im Vollzug des Stadtratsbeschlusses zu dieser Feierstunde eingeladen und darf wohl in aller Kürze noch einmal Ihr verdienstvolles Wirken für die Stadt Kronach in Erinnerung rufen.
Am 14. Januar 1918 wurden Sie in Kronach geboren. Der Geburtseintrag beim Kronacher Standesamt trägt die Nr. 1. Damit war Ihnen schon eine Spitzenstellung mit in die Wiege gelegt worden.
Nach einer soliden Berufsausbildung legten Sie die entsprechende Fachprüfung am 25. März 1938 in Kulmbach ab. Dann nahm Sie bald das Großdeutsche Reich in seinen Dienst. Vom 2. November 1938 bis zum 25. März 1939 genügten Sie ihrer Verpflichtung beim Reichsarbeitsdienst. Am 1. Oktober 1939, der Zweite Weltkrieg war bereits voll im Gang, kommandierte man Sie zum Fliegerausbildungsregiment 43, 3. Kompanie, nach Crailsheim. Anschließend erfolgten viele Verwendungen und Einsätze bei der Luftwaffe, und schließlich gerieten Sie am 20. April 1945 bei der Kapitulation des Regiments-Gefechtsstandort Neutorturm in Nürnberg- in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Nach Überleitung in die französische Kriegsgefangen-schaft, wo Sie viele Drangsale im Bergwerk unter Tag vor Kohle erlitten, entstand der aus ihrem Freiheitswillen heraus geborene Gedanke zur Flucht aus der Gefangenschaft. Am 16. November 1946 hatte Sie ihre Heimatstadt Kronach wieder.
Schon bald begannen Sie ihre politische Tätigkeit und zeigten großes Interesse an der Kommunalpolitik, erfüllt von der Verpflichtung, am Wiederaufbau Deutschlands zunächst auf kommunaler Ebene mitzuwirken. Eine 10jährige Tätigkeit im Kreistag des Landkreises Kronach von 1948 bis 1952 und von 1972 bis 1978 gab Ihnen Gelegenheit, vor Ort viel zu leisten. In den Jahren 1952 bis 1970 finden wir Sie im Stadtrat der Stadt Kronach als 2. Bürgermeister und Fraktionsvorsitzenden.
Darüberhinaus haben Sie aber auch über ein Direktmandat von 1954 bis 1970 als Abgeordneter des Bayerischen Landtags Verantwortung getragen.
Am 8. März 1970 erfolgte ihre Wahl zum Ersten Bürgermeister der Stadt Kronach, und dieses Amt haben Sie, wie bekannt, bis zum Jahre 1984 mit Bravour ausgeübt.
Es wäre eine umfangreiche Liste, wollte man alle ihre Ämter und Tätigkeiten in den verschiedenen kommunalen Gremien im Einzelnen beschreiben und aufzeigen.
Der Stadtrat Kronach hat in seinem Bschluß vom 25. November 1991 anerkannt, daß Sie sich um ihre Heimatstadt Kronach besonders verdient gemacht haben. Hier wurde insbesondere ihre lange ehrenamtliche Tätigkeit als Stadtrat und 2. Bürgermeister gewürdigt. In ihre Amtszeit als Erster Bürgermeister der Stadt Kronach von 1970 bis 1984 fiel zweifellos eine große Zahl von Pionierleistungen, die noch lange in die Zukunft fortwirken werden. So darf ich nur einige der Großprojekte nennen, die den meisten Kronachern noch gut in Erinnerung sind.
Ich nenne dabei den Bau des kombinierten Hallen- und Freibades am Kreuzberg, das mit einer Baukostensumme von rund 4,5 Mio DM im Januar 1971 eingeweiht werden konnte.
Es war auch ihre Aktivität, den Bau der neuen Kronachbrücke in die Wege zu leiten und trotz vieler Hindernisse und Schwierigkeiten bei der Finanzierung zu einem guten Abschluß zu kommen. Ohne diese Brücke wäre der innerstädtische Verkehr heute überhaupt nicht mehr denkbar. Die zweifellos herausragendste Leistung war aber der Rathausneubau am Marktplatz, den Sie, weit vorausschauend, bereits auf die kommende Gebietsreform planten und durchführten. Nach fast dreijähriger Bauzeit ab 1972 konnte am 18. Juli 1975 das neue Rathaus seiner Bestimmung übergeben werden.
Im gleichen Zuge wurde der Wiederaufbau der historischen Stadtmauer mit Wehrgang hinter dem Rathaus durchgeführt. So entstand ein prächtiger Rathausinnenhof, der heute für Empfänge und mannigfaltige Veranstaltungen unserer kulturtragenden Vereine wie z.B. Volkschor oder Chor- und Orchestergemeinschaft Cäcilia, Platz gibt. Aber nicht nur für Neubauten waren Sie zu interessieren, sondern aus der Ihnen eigenen Verpflichtung zur Geschichte und Tradition haben Sie auch keinen Blick von den historischen Bauten gelassen, so wurde unter ihrer Regie nach 120 Jahren die erste Generalsanierung des Historischen Rathauses von 1583 durchgeführt, wo wir uns heute befinden.
Die Sanierung der Festung Rosenberg wurde von Ihnen rechtzeitig eingeleitet, und in diesem Zusammenhang ist auch der Ausbau der Fränkischen Galerie auf der Festung Rosenberg zu nennen, die dann als Zweigmuseum des Bayerischen Nationalmuseums München am 8. Juli 1983 eröffnet werden konnte.
Die Erweiterung des Frankenwaldmuseums auf der Festung Rosenberg mit den Gottfried-Neukam-Kunstsammlungen und den Lorenz-Kaim-Stuben fällt ebenfalls in ihre Amtszeit.
Wasser und Umweltschutz waren für Sie schon vor 20 Jahren von so großer Bedeutung, wie die jüngere Generation kaum ahnen kann. Von 1970 bis 1983 wurden für die Wasserversorgung 6,65 Mio. DM aufgewendet. 11 Tiefbrunnen versorgen heute noch ausreichend das gesamte Stadtgebiet. Umweltschutz – hier ist eine der wichtigsten Aufgaben wohl die Abwasserbeseitigung – und dazu gehört der Bau einer mechanisch-biologischen Sammelkläranlage im Süden der Stadt und der Bau der Hauptsammler-Ost (Kreuzberg) und –West (Pfählanger bis Blumau). Es waren nicht weniger als 6,920 km Kanäle, die gebaut werden mußten, um alle Neubaugebiete anzuschließen. Durch diese Maßnahmen wurde die Wasserqualität unserer drei Flüsse Haßlach, Kronach und Rodach erheblich verbessert. Dies war aber auch Voraussetzung für den weiteren Wohnungsbau, für Industrie- und Gewerbeansiedlungen. Die Erschließung neuer Baugebiete war ihr besonderes Anliegen, so entstanden in ihrer Amtszeit der neue Flächennutzungsplan und eine große Anzahl von Bebauungsplänen. Durch den Ausbau der Industriestraße in Kronach-Ost wurde ein zentrales Industriegebiet großzügig erschlossen. Im Bereich Gundelsdorf entstand ebenfalls ein neues Industrie- und Gewerbegelände mit rund 50 000 qm Fläche.
Nicht zu kurz kamen die Tiefbaumaßnahmen, nämlich der Neubau von Straßen, Plätzen und Brücken, kostspielige Neupflasterungen, alles Maßnahmen, die viele Millionen Finanzmittel erforderten. Der Ausbau von Wirtschafts- und Wanderwegen, ich denke dabei z.B. an die Haingasse, den Lucas-Cranach-Weg zum Aussichtsturm und vieles mehr, war ihr Werk.
Dem Bürgermeister obliegt es vor allem, die nötigen Finanzmittel zu beschaffen, und da war mancher Gang zu den Ministerien in München und zur Regierung von Oberfranken erforderlich, um die Pläne auch in einer für die Stadt finanzverträglichen Weise zu erledigen.
Ich könnte schier endlos noch berichten, welche Maßnahmen zum Wohle der Stadt Kronach unter ihrer Leitung erfolgten.
Eine große bedeutende Aufgabe fiel in ihre Amtszeit, die in der Geschichte der Stadt einmalig ist, die Sie zusammen mit ihrer Verwaltung hervorragend bewältigt haben:
die Gemeindegebietsreform.
Durch Umsicht und kluges politisches Handeln habe Sie bereits am 1. Juli 1971 die Eingemeindung von Knellendorf und zum 1. Januar 1972 die Eingemeindung von Ziegelerden, zum 1. Juli 1972 von Vogtendorf durchführen können. Es folgten die Gemeinde Höfles am 1. Januar 1975 und die Gemeinden Gundelsdorf und Dörfles am 1. Januar 1978. Damit waren vor dem vom Gesetzgeber vorgesehenen Zeitpunkt bereits 5 Gemeinden eingemeindet. Die Gemeinden Seelach, Glosberg, Friesen, Neuses, Gehülz und Fischbach folgten zum gesetzlichen Zeitpunkt am 1. Mai 1978. Damit war das Gemeindegebiet auf eine Größe von 6.699,31 Hektar angewachsen. Die Einwohnerzahl zum 1. Mai 1978 betrug damals 18.673. Die Eingemeindungen brachten natürlich auch eine Vielzahl von Aufgaben und Problemen mit sich, die in den folgenden Jahren zu meistern waren.
In der Zeit ihrer Tätigkeit als Abgeordneter des Bayerischen Landtags haben Sie sich vor allem für den sozialen Wohnungsbau in Bayern eingesetzt. Hunderte von Bauwerbern in der Stadt Kronach und im Landkreis Kronach sind ihnen heute noch für ihre aufopferungsvolle Tätigkeit bei der Beschaffung von billigen Grenzlanddarlehen dankbar. Nicht vergessen ist ihre Tätigkeit als Mitglied des Aufsichtsrates und später als Vorsitzender der Kronacher Wohnungsbaugesellschaft (KWG), ihre Tätigkeit als Aufsichtsrat der St. Joseph-Stiftung für die Erzdiözese Bamberg. In dieser Eigenschaft konnten Sie Hunderten von Wohnungssuchenden helfen, und Sie haben mitgewirkt, den sozialen Wohnungsbau in unserer Stadt zu verbessern. Die vielen Miet- und Eigentumswohnungen, Ein- und Mehrfamilienhäuser der Wohnungsbaugesell-schaften in Kronach zeugen davon.
Nicht erst heute wird ihr verdienstvolles Wirken um ihre Heimatstadt erkannt. Eine hohe Anzahl von Auszeichnungen wurde Ihnen bereits zuteil. So verlieh man Ihnen am 19. November 1963 den Bayerischen Verdienstorden, der Bezirkstagspräsident Hergenröder überreichte Ihnen am 28. Juni 1974 die Ehrenmedaille des Bezirks Oberfranken. Das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse verlieh man Ihnen am 30. Mai 1978. Es folgte die Große Verdienstmedaille in Gold des Landkreises Kronach am 22. Dezember 1986. Der Freistaat Bayern zeichnete Sie mit der Kommunalen Verdienstmedaille in Silber im Jahre 1988 aus. Der Präsident des Bayerischen Landtags, Wilhelm Vorndran, ehrte Sie am 2. Dezember 1991 mit der Bayerischen Verfassungsmedaille in Silber.
Die Krönung Ihres Wirkens – die Auszeichnung für eine Mann, der sein Leben in den Dienst seiner Heimatstadt gestellt hat, ist heute die Ernennung zum
Ehrenbürger der Stadt Kronach.
Ich darf Ihnen, sehr geehrter Herr Altbürgermeister, den Text der vorliegenden Urkunde vorlesen:
„Der Stadtrat von Kronach hat in seiner Sitzung vom 25. November 1991 durch einstimmigen Beschluß
Herrn Altbürgermeister Baptist Hempfling
für seine besonderen Verdienste um die Stadt Kronach gem. Art. 16 Abs. 1 der Gemeindeordnung für den Freistaat Bayern zum
Ehrenbürger
der Stadt Kronach ernannt.
Kronach, 30. Dezember 1991
Manfred Raum
Erster Bürgermeister“
Lieber Herr Hempfling, ich darf Ihnen diese Urkunde, die Ernennung zum Ehrenbürger – die größte Auszeichnung, die eine Stadt vergeben kann – im Namen der Stadt Kronach und mit meinen eigenen herzlichen Glückwünschen überreichen.
Es gibt ein volkstümliches Sprichwort:
`Das Pferd, das den Hafer verdient, kriegt ihn nicht´.
Wir haben heute, vor diesem festlichen Anlaß der Trauerfeier für die Witwe unseres Altbürgermeisters Konrad Popp beigewohnt. Für diesen, Ihren Amtsvorgänger, hatte dieses Sprichwort noch Geltung!
Ich freue mich, daß es heute in der Stadt Kronach keine Gültigkeit mehr hat.
Meinen Vorschlag, Ihnen Herr Hempfling, die Ehrenbürgerrechte zu verleihen, hat der Stadtrat einstimmig gebilligt.
So wünsche ich Ihnen, werter Ehrenbürger, daß Sie auch mit dieser „neuen Würde“ gut zurecht kommen und weiter, oder besser wieder, als den Kronachern vertrauter „Pankraz“ Ihre Meinung und Ihre Ratschläge in unseren Alltag einfließen lassen.
Ich wünsche Ihnen zu alldem von Herzen gute Gesundheit und einen nimmer versiegenden Humor!
Hochverehrte Frau Hempfling, die Männer heimsen immer alles Lob, Dank und Anerkennung ein. Dabei wird leicht vergessen, daß im Hintergrund über all die Jahrzehnte hinweg auch eine Frau ihre Aufgaben und Verpflichtungen hatte, ohne die die Tätigkeit des Mannes gar nicht zu bewältigen gewesen wäre.
Ich darf Ihnen heute einen Blumengruß überreichen.“ –
Im Jahr 2011 wurde die Kronacher Wohnungsbaugesellschaft (KWG) von ihren Eigentümern (Stadt Kronach und Landkreis Kronach) durch Mehrheiten im Stadtrat und im Kreistag verkauft. Was damit angerichtet wurde, stellt sich erst langsam heraus. Die Diskussionen um die KWG gehen jedenfalls weiter.
Und das war die KWG einmal:
Die KWG war nicht nur ein Wohnungsbauunternehmen mit ca. 900 Wohnungen und damit der wichtigste Wohnungsvermieter in Kronach, der sich als kommunales Unternehmen sozial verpflichtet fühlte, die KWG war darüber hinaus ein wichtiges Instrument der Stadtentwicklung, das sich in vielen Situationen als sehr wertvoll für die Stadt erwiesen hat.
Durch den Verkauf hat sich die Stadtratsmehrheit dieses Instrument aus der Hand nehmen lassen (während die meisten Kreisräte vermutlich eh nur am Kaufpreisanteil des Landkreises, am „schnellen Geld“, interessiert waren).
Dass die KWG damals in keiner einfachen Situation war, ist unbestritten, es gab jedoch auch andere Lösungen als die Privatisierung.
Doch diese Lösungen hätten mehr Kopfzerbrechen und das „Bohren dicker Bretter“ bedeutet, und dazu waren die führenden Leute nicht bereit.
Ich habe den Verkauf der KWG nicht gutgeheißen und in der Kreistagssitzung vom 14. November 2011 meine Ablehnung folgendermaßen begründet:
Im Jahr 2011 wurde die Kronacher Wohnungsbaugesellschaft (KWG) von ihren Eigentümern (Stadt Kronach und Landkreis Kronach) durch Mehrheiten im Stadtrat und im Kreistag verkauft. Was damit angerichtet wurde, stellt sich erst langsam heraus. Die Diskussionen um die KWG gehen jedenfalls weiter.
Und das war die KWG einmal:
Die KWG war nicht nur ein Wohnungsbauunternehmen mit ca. 900 Wohnungen und damit der wichtigste Wohnungsvermieter in Kronach, der sich als kommunales Unternehmen sozial verpflichtet fühlte, die KWG war darüber hinaus ein wichtiges Instrument der Stadtentwicklung, das sich in vielen Situationen als sehr wertvoll für die Stadt erwiesen hat.
Durch den Verkauf hat sich die Stadtratsmehrheit dieses Instrument aus der Hand nehmen lassen (während die meisten Kreisräte vermutlich eh nur am Kaufpreisanteil des Landkreises, am „schnellen Geld“, interessiert waren).
Dass die KWG damals in keiner einfachen Situation war, ist unbestritten, es gab jedoch auch andere Lösungen als die Privatisierung.
Doch diese Lösungen hätten mehr Kopfzerbrechen und das „Bohren dicker Bretter“ bedeutet, und dazu waren die führenden Leute nicht bereit.
Ich habe den Verkauf der KWG nicht gutgeheißen und in der Kreistagssitzung vom 14. November 2011 meine Ablehnung folgendermaßen begründet: